„Andere Filme anders zeigen“
Das war das Motto der Gründerinnen der Kinemathek Karlsruhe im Jahr 1974, sowie vieler anderer kommunaler Kinos in Deutschland in den frühen 1970er Jahren. In Karlsruhe taten sich vor 50 Jahren einige junge Menschen zusammen, um in erster Linie Filme zu zeigen, die es so nicht in den Karlsruher Kinos zu sehen gab, die jedoch über Verleihe verfügbar waren.
Das erste Programm der Kinemathek vom März 1974 zeigt, dass man hungrig war nach Bildern, die etwas mit der deutschen Wirklichkeit zu tun hatten. Nicht nur Westernfilme aus Übersee, die es in den Lichtspielpalästen der Stadt zuhauf gab. Filme über die Lebenswirklichkeit in Ost und West, vor allem über alternative Lebens- und Liebesformen wollte man sehen. Eben weil Bilder auch Vorbilder sind. Es ging um neue Seherfahrungen für jeden Einzelnen und um den Austausch und die Diskussion über das gemeinsam Erlebte im Kinosaal. Die Gründung eines Kommunalen Kinos in Karlsruhe fand großen Anklang und war damals einer der Grundsteine für die freie Kulturszene in der Stadt. Auch 50 Jahre später sind wir in der Kinemathek davon begeistert, dass alte und neue Filme Perspektiven, Erfahrungen und Erkenntnisse vermitteln können. Und dass sie Menschen zusammenbringen und zum Dialog anregen können. Kommunale Filmarbeit will nicht nur „andere“ Filme zeigen, sondern auch dazu einladen, an der Auswahl der Filme mitzuwirken.
Seit 50 Jahren lebt die Kinemathek gerade vom ständigen Dialog mit vielen Kulturvereinen, Institutionen und engagierten Gruppen der Karlsruher Stadtgesellschaft. Anlässlich unseres Jubiläums möchten wir deshalb das vorliegende Filmprogramm präsentieren, das in Zusammenarbeit mit 50 Persönlichkeiten und Freundeskreisen aus der Geschichte der Kinemathek entstanden ist und 50 Filme umfasst. Die Auswahl, welche Filme wir zu diesem runden Geburtstag zeigen möchten, haben wir an Filmpatinnen übergeben. Wir haben ehemalige Mitarbeiterinnen, Gründerinnen des Kinos, unsere treuen Kooperationspartner*innen, langjährige Kinogänger*innen, Vereinsmitglieder und das aktuelle Team gebeten eine Patenschaft für einen Film zu übernehmen, den wir dann im Rahmen des Jubiläums wieder aufführen. Allerdings wollten wir uns nicht an der gesamten Filmgeschichte bedienen, sondern an Filmen aus dem 50-jährigen Programm der Kinemathek. Dabei ging es uns nicht um Eigenwerbung, sondern darum, persönliche Kinoerlebnisse mit der Geschichte und Programmarbeit der Kinemathek zu verknüpfen. Das Jubiläum ist also nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern auch zum Forschen:
Wie wurde damals Kino gemacht – wie wollen wir heute Kino machen?
Programm der Filmpatinnen (unvollständig)

