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Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit


Es hätte der Corona-Infizierungen in einem Schlachtbetrieb der Tönnies-Gruppe nicht bedurft, um zu wissen, wie mies dort die Arbeitsbedingungen sind. Seit vielen Jahren ist das Wegschauen der zuständigen Behörden, nicht nur in NRW, ein anhaltendes Ärgernis. Yulia Lokshina hat sich in ihrem Diplomfilm an der Münchner HFF diesem Thema auf zwei Ebenen genähert. Zum einen begleitet die Regisseurin die überwiegend südosteuropäischen ArbeiterInnen zu ihren Integrationskursen und besucht ihre Unterkünfte auf einem Campingplatz. In Gesprächen berichten sie von Arbeitsunfällen, unbezahlten Überstunden und überteuerten Massenunterkünften.
Zum anderen beobachtet der Film die Proben für das Theaterstück DIE HEILIGE JOHANNA DER SCHLACHTHÖFE von Bertolt Brecht, der die Fleischindustrie im Chicago der 1930er Jahre als Beispiel kapitalistischer Ausbeutung zeigt. Beim Filmfestival Max Ophüls Preis wurde Lokshinas Film im Januar als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.