The Trouble With Being Born
Als der neue Leiter der Berlinale Carlo Chatrian 2020 die Reihe „Encounters“ den bestehenden Festivalsektionen hinzufügte, fragten viele nach dem Sinn dieser Ausweitung des Programms. Es sollen hier Filme gezeigt werden, die inhaltlich und formal für den regulären „Wettbewerb“ zu unkonventionell sind. Also erhielten sie eine eigene Reihe und eine eigene Jury.
Die Gewinnerin im ersten Jahr war die Österreicherin Sandra Wollner. Und vielleicht gibt ihr Film THE TROUBLE WITH BEING BORN eine Ahnung davon, was den Festivalchef zu seiner Programmentscheidung bewogen haben könnte. Der Film erzählt zwei Geschichten, die von Verlust und Erinnerungen handeln. Ellie sieht aus wie ein 10-jähriges Mädchen ist aber ein Android, also ein Roboter. Sie lebt mit einem Mann zusammen, den sie ihren Vater nennt. Gemeinsam lassen sie sich durch den Sommer treiben. Sie teilt seine Erinnerungen und alles andere, was er ihr einprogrammiert. Eines Nachts macht sie sich auf den Weg in den Wald und folgt einem verklingendem Echo. Die meisten Filme über künstliche Menschen fragen, ob sie nicht doch zu Gefühlen und einem Bewusstsein fähig sind. Wollners Film zeigt sie als das Gegenteil, als leere Speicher unserer Daten. Aber haben wir deshalb keinerlei moralische Verantwortung mehr ihnen gegenüber?
Eine anhaltende somnambule Stimmung durchzieht den Film, der voller Mehrdeutigkeiten und Anspielungen steckt. Ein Kino der Verunsicherung, das nicht untypisch ist für unser Nachbarland.