Sergio Leone, IT/USA 1968; 166‘ OmU
Trailer

Termine:

So.

30.11.

17:30
Spiel mir das Lied vom Tod

Es gibt Filme, die die Sprache des Kinos verändern. Und es gibt Filme wie Spiel mir das Lied vom Tod, die sie beenden – nur um sie neu zu erfinden. Sergio Leones Western aus dem Jahr 1968 ist kein Genrebeitrag, sondern ein Abgesang. Ein Requiem auf den Mythos des amerikanischen Westens – komponiert in Staub, Schweiß und Zeitlupe.

Diesmal steht eine Frau im Mittelpunkt: Claudia Cardinale als Jill McBain.
Ihr Blick ist der unsrige: eine Fremde, die in eine Welt der Gewalt, Gier und Männerfantasien eintritt – und sie überlebt.

Leone, sonst eher ein Regisseur der Männer, überlässt das Zentrum dieser Geschichte Jill: Cardinale spielt sie nicht als Opfer, sondern als Figur, die sich den Raum nimmt, den ihr niemand zugesteht. Wenn sie nach der Ermordung ihrer Familie in der Tür steht und in die leere Landschaft blickt, ist das Kino still. Leone richtet die Kamera nicht auf die Toten, sondern auf sie – auf ihr Gesicht, das langsam begreift, dass sie allein ist.
Cardinale trägt diesen Moment ohne Worte, nur mit Atem, Staub und einer Haltung, die sagt: Ich werde bleiben.

Leone inszeniert Spiel mir das Lied vom Tod wie ein Ritual. Jeder Blick, jede Geste, jeder Windstoß hat Gewicht.
Die Eröffnung am Bahnhof – zehn Minuten ohne Dialog – ist pures Kino: das Knarren des Windrads, das Tropfen des Wassers, das Surren der Fliege. Zeit dehnt sich, bis sie fast platzt.

Ennio Morricones Musik ist kein Begleiter, sondern eine zweite Kamera.
Jills Thema – gesungen von Edda Dell’Orso – ist eine Arie der Sehnsucht und des Überlebens.
Wenn es erklingt, scheint der Film kurz Hoffnung zu atmen.
Leones Männerfiguren – Bronson, Fonda, Robards – haben kein solches Thema. Sie sind Vergangenheit. Jill ist Zukunft.

Leone erzählt keine Geschichte von Helden, sondern vom Fortschritt – schmutzig, unvermeidlich, grausam.
Die Eisenbahn frisst sich durch die Wüste, der Kapitalismus zieht seine Schienen.
Jill McBain wird zur Vermittlerin zwischen alter und neuer Welt: eine Frau, die gelernt hat, inmitten von Gewalt Strukturen zu schaffen, Arbeit zu organisieren, Wasser zu bringen.

In der letzten Einstellung reicht sie den Arbeitern Wasser, während die Lokomotive vorbeifährt.
Sie ist die einzige, die etwas aufbaut.
Die Männer, die das Töten beherrschen, reiten davon oder sterben.
Die Frau, die überlebt und bleibt.

Cardinale verleiht Leones Welt Menschlichkeit. Ihr Spiel ist körperlich, nicht kokett.
Sie verkörpert das, was Leone sonst nur andeutet: Sinnlichkeit als Stärke, Trauer als Antrieb.
Inmitten einer hyperstilisierten Männerfantasie steht sie aufrecht, ohne sich anzupassen.

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