Sirtei Bourekas
Bis in die 1980er Jahre wurde das junge Israel von populären Filmen beherrscht, die in den Augen vieler Menschen wie etwas alberne, leichte Unterhaltung aussahen, obwohl sie eigentlich faszinierende Sozialmelodramen waren. Über die Unterhaltung des zahlreichen Publikums hinaus wiesen diese Filme, die „Bourekas-Filme“ genannt wurden, an manchen Stellen auf die ethnischen und Klassenunterschiede in Israel hin und deuteten die sozialen und politischen Veränderungen an, die die israelische Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten durchlaufen würde. Denn neben der lokalen israelischen Folklore in all ihren Schattierungen beschäftigten sich die Bourekas-Filme auch mit dem Aschkenasi-Mizrahi-Konflikt im jungen Israel. Filme des Genres zeigten auf unterhaltsame Weise einen anderen Aspekt davon.
Saleh Shabati, der wohl erste von ihnen, zeigte die Schwierigkeiten der Einwanderung aus Nordafrika. Kasablan hingegen demonstrierte die Klassenunterschiede zwischen den ethnischen Gruppen, während Charlie und ein Halber vielleicht der prominenteste der vielen Bourekas-Filme, zeigte, wie sehr sich die aschkenasische Familie gegen den mizrachischen Bräutigam ihrer Tochter wehrt. DIe erfolgreiche Bourekas-Filmreihe Eskimo Limon war eine deutsche Koproduktion und wurde hierzulande unter dem Titel Eis am Stiel zu einem Kino- und Videothekenhit.
Undeutliches Sprechen, orientalischer Akzent, Flüche auf Arabisch und schlechte Charakterzüge waren oft die Merkmale und Zeichen der Mizrachi-Figur, die in diesen Filmen (und im echten Leben) aus den armen Vierteln kam und manipulieren musste, um über die Runden zu kommen. Ohne formale Bildung nutzt sie Cleverness und Kreativität bei der Lösung von Problemen und kommt immer zurecht.
Die Aschkenasim hingegen werden als hochmütig, kalt, unausstehlich und oft langweilig beschrieben. Wenn sich das Mädchen in Filmen wie Charlie und ein Halber zu Charlie, dem heißblütigen, ungebildeten, aber klugen und großherzigen Typen aus der Nachbarschaft hingezogen fühlt, wird sie den untersetzten Kerl, den ihre Eltern ihr als Ehemann besorgen wollen, nicht einmal anfassen. Die Aschkenasim sind in den Bourekas-Filmen die Ordentlichen, die Wohlhabenden, die Fabrikmanager, die Erben und diejenigen, die ein luxuriöses Auto fahren. Aber oft sind sie auch geizig und betrachten die Welt durch ihr Bankkonto.
Die Bourekas-Filme waren sehr erfolgreich, wurden aber von Kritik und Zeitgenossen nicht sehr geschätzt – wie so oft zu Unrecht. Wir zeigen eine Reihe der erfolgreichsten Bourekas.