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  • Iranisches Kino

Radiograph of a Family

Firouzeh Khosrovani, Norwegen, Iran 2020 | 80 Min. | Original mit englischen Untertitel

Lesung und Film:

Meine Mutter heiratete das Foto meines Vaters in Teheran. Er studierte Radiologie in der Schweiz, und damit meine Mutter zu ihm ziehen konnte, war die Heirat obligatorisch. Für meine Mutter mit ihrem religiösen Hintergrund war das Leben in Europa eine Herausforderung. Die Sünde war allgegenwärtig. Mein Vater stammte aus einer liberalen und säkularen Familie. Er war ein Liebhaber der Kultur, der schönen Künste und der klassischen Musik. Meine Mutter hat nie verstanden, wie er zum Beispiel ein Gemälde schätzen konnte, auf dem nackte Körper zu sehen waren.
Nachdem ich geboren war, zogen wir von der Schweiz zurück nach Teheran. Kurz darauf fand die Revolution statt und stellte alles auf den Kopf. Meine Mutter fand einen neuen Grund und eine neue Identität, einen wichtigen Raum für sich selbst: Sie wurde religiöse Aktivistin, Schulleiterin und machte eine militärische Ausbildung. Mein Vater saß ruhig in seinem Lieblingssessel zu Hause und hörte Bach. In unserem Haus gab es kein Kartenspiel und keinen Rotwein mehr. Der Gebetsteppich meiner Mutter und mein Gebetsteppich lagen nebeneinander im Wohnzimmer, am Fenster.
Fotografien von Frauen ohne Hidschab wurden zerrissen. Meine Mutter zensierte die Vergangenheit, während mein Vater von einer anderen Zukunft träumte.

Eine Liebesgeschichte, zwei unterschiedliche Glaubensrichtungen, eine Familie in den Wirren der modernen Geschichte des Iran.