Notte Fantasma 2
  • Cinema Italia

Notte fantasma – Ghost Night

Fulvio Risuleo, Italien 2022 | 83 Min. | OmU
Edoardo Pesce, Yothin Clavenzani

Rom an einem Samstagabend: Der 17-jährige Tarek, Sohn eines ägyptischen Vaters und einer indonesischen Mutter, ist auf dem Weg zu einer Party, in seiner Tasche ein bisschen Gras. Auf der menschenleeren Straße wird er von einer Zivilstreife angehalten. Statt es bei einer Verwarnung zu belassen, nötigt der dubiose Polizist Tarek zum Einsteigen. Doch ist dieser abgehalfterte Typ überhaupt ein Cop? Das diffuse Unbehagen verstärkt sich im Lauf der abenteuerlichen Nacht, bis der Morgen graut und sich die Rollen vielleicht vertauschen könnten.
Eine unfreiwillige nächtliche Spritztour gerät aus der Spur: Notte fantasma nimmt uns mit auf einen atemlosen Roadtrip zweier Protagonisten, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Der junge Regisseur Fulvio Risuleo war schon 2020 bei Cinema Italia erfolgreich dabei mit der Komödie Il colpo del cane/Der ganz große Coup.

Die Idee zu Notte fantasma kam mir, als ich mir den Machtmissbrauch eines Polizisten vorstellte, der jemanden, der in flagranti erwischt wurde, dazu zwingt, das zu tun, was er will. Ich denke oft über Macht nach und über die heikle und komplexe Rolle derjenigen, die sie ausüben. Der Schauplatz Rom ist für mich sehr wichtig, und alle Orte habe ich sorgfältig ausgewählt, es sind Orte, die Geschichten erzählen und für mich die Stadt darstellen, in der ich geboren und aufgewachsen bin. Fulvio Risuleo

In seinem dritten Film versucht sich Fulvio Risuleo an einem ungewöhnlichen Roadmovie. Dabei gelingt es ihm, viele Themen auf einmal anzugehen: Immigration, urbane Verödung, Orientierungs- und Bedeutungsverlust von Männerfiguren, die irgendwie unter Druck stehen, und schließlich die Definition der heutigen Männlichkeit selbst. Risuleo ist auch Comic-Künstler, was man sieht, denn jede Einstellung könnte aus einer Graphic Novel stammen. Aber Notte fantasma ist zweifellos Kino, und was in dem Film besonders gut funktioniert, ist das Feeling zwischen Edoardo Pesce, der hier zum dritten Mal mit Risuleo zusammenarbeitet, und dem Newcomer Yothin Clavenzani, der ein echtes Naturtalent ist. Sehr gelungen auch das Drehbuch mit glaubwürdigen und überzeugenden Dialogen. Tarek und seine grundlegende Anständigkeit wachsen einem ans Herz, aber auch der namenlose, von Geistern verfolgte Polizist, dem Pesce die Fähigkeit verleiht, Angst einzuflößen und jede seiner Gesten mit einer Aura der Bedrohung zu versehen.
Paola Casella, My Movies

Notte fantasma ist ein ungewöhnlicher italienischer Film. Er hat etwas von Scorseses After Hours, etwas von Tarantino, womöglich von Pulp Fiction, kurz gesagt, eine Vorliebe für das Geschichtenerzählen und für das Abenteuer, das sich bereits im Vorspann zeigt, einem Spiel mit lila-grünen Schriftzeichen vor einem Hintergrund aus kreisförmigen Lichtern, die das Feuer dieser Geistergeschichte sein könnten. Sind die Figuren in Notte fantasma wirklich real? Die Geisternacht schlängelt sich durch die Nebenstraßen eines fast unbekannt wirkenden Roms, durch verlassene Ecken, durch die Schatten in Nischen und Tunneln, die plötzlich zum Morgengrauen führen. Ein Erlebnis.
Luigi Abiusi, Il Manifesto

Fulvio Risuleo (*1991 in Rom) fing schon in seiner Jugend an, Comics zu zeichnen und kleine Kurzfilme zu drehen. 2014 schloss er ein Regiestudium am “Centro Sperimentale di Cinematografia” ab. Sein Kurzfilm Varicella (2015) wurde in Cannes ausgezeichnet. Nach Guarda in alto (2017) und Il colpo del cane/Der ganz große Coup (2019) ist Notte fantasma sein dritter Langfilm, der beim Festival von Venedig uraufgeführt wurde.
Als Zeichner publizierte er drei vielbeachtete Comic-Alben. Sein neuestes Projekt ist die Webserie „The Ziqqurat Case“.

Notte Fantasma Plakat
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