Niemals Selten Manchmal Immer
„Das Kino ist eine Gelegenheit, das Publikum auf unerwartete Reisen mitzunehmen und ihm ein tieferes Verständnis dafür zu vermitteln, was es bedeutet, ein Mensch am Rande der Gesellschaft zu sein. Und ich denke, dass Frauen in unserem Land sehr am Rande der Gesellschaft stehen.“ So klar und knapp äußerte sich die US-Regisseurin Eliza Hittman 2020 auf der Berlinale über die Beweggründe für ihren neuen Film, der ihr dann den Silbernen Bären einbrachte. Die 17-jährige Autumn ist ungewollt schwanger und in ihrer Heimat im ländlichen Pennsylvania ist eine Abtreibung bei Minderjährigen nur mit dem Einverständnis der Eltern möglich. Also beschließt sie mit ihrer Cousine nach New York zu fahren. Immer neue Hindernisse werden ihnen auf ihrer Reise in den Weg gelegt. Aus einer Art intimen Distanz begleitet der Film seine so verletzlichen wie zähen Protagonistinnen. Ein Sozialdrama und Road Movie, aber vor allem die Geschichte einer innigen Solidargemeinschaft unter Frauen. Mit nur drei Filmen hat sich Eliza Hittman als eine der wichtigsten Stimmen des amerikanischen Independent-Kinos etabliert.
Zu Essenzen 2020: Auch wenn unser Rückblick auf die filmischen Erträge des Jahres 2020 vom Januar in den Juli rutschen musste, wollen wir an dieser Tradition festhalten. Denn das Kinojahr 2020 war zwar wegen der Corona-Pandemie katastrophal, aber der Filmjahrgang 2020 war ausgezeichnet. Wir stellen in den kommenden Wochen eine Auswahl der Filme vor, die unserer Meinung nach zu den „Essenzen 2020“ zählen. Das soll kein abschließendes Urteil sein, sondern vielmehr eine Einladung zum Diskurs.