Magellan-Land
Termine
Zum Jubiläum der Kinemathek Karlsruhe habe ich sehr gerne die Patenschaft für den Film „Terre Magellaniche“ (Magellan-Land) übernommen, ein sehr beeindruckendes, seltenes Film-Dokument, mit dem mich viel verbindet. Als Direktor des Naturkundemuseums Karlsruhe habe ich 2017 eine große Sonderausstellung kuratiert, die unter dem Titel „Amerika nach dem Eis – Mensch und Megafauna in der neuen Welt“ thematisierte, wann und wie die ersten Menschen auf den amerikanischen Doppelkontinent gelangt sind und was das Vordringen des Homo sapiens für die Natur und Umwelt in Amerika bewirkte. Die Ausstellung war von April 2017 bis Januar 2018 für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Zuge meiner Recherchen habe ich u.a. mehrfach auch den äußersten Süden Amerikas erkundet, einschließlich Patagonien und Feuerland. In Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, fand ich ein kleines Museum, das den Yámana gewidmet ist, einer indigenen Volksgruppe von Seenomaden, die heute fast vollständig ausgestorben sind. Umso mehr war ich verblüfft, dass in dem Museum Filmdokumente vom Leben der Yámana gezeigt wurden.
Nach Karlsruhe zurückgekehrt, habe ich mich mit Alfred Meyer und Inka Gürtler in Verbindung gesetzt, der damaligen Leitung der Kinemathek, und ihnen von meinem Fund berichtet. Tatsächlich konnte Alfred Meyer ermitteln, dass die in Ushuaia gezeigten Filmdokumente aus dem 1933 von dem Italiener Alberto Maria De Agostini (1883–1960) produzierten Film „Terre Magellaniche“ stammten, dem ersten Dokumentarfilm über Patagonien und Feuerland. Das im Film gezeigte Leben der ehemaligen indigenen Bevölkerung, wie den Seenomaden der Yámana und den Landnomaden der Selk’nam, zeigt uns eine Lebenswelt, die es heute nicht mehr gibt – ein einmaliges Filmdokument einer erloschenen Welt. (Text von Norbert Lenz)
