• Neu im Kino

Hinter den Farben

Julia Groteclaes, Deutschland | 62 Min.

Termine

11.5. Sonntag 19:15
Gespräch mit Julia Groteclaes
17.5. Samstag 17:00
18.5. Sonntag 17:30

Ein Stuhl vor schwarzem Hintergrund. Ein Text wird überreicht. Nach der Lektüre könne man beginnen. So reduziert das Setting, das zwischen Talking Heads und Höhlengleichnis changiert, so vielschichtig die Performance der acht Spielenden. In Einzelgesprächen schlüpfen sie in Michas Rolle, der nach einem Unfall in einer Höhle hinter einem Wasserfall festsitzt, abgeschnitten von der Außenwelt und allein mit sich selbst. In feinen Nuancen sezieren sich dabei seine Empfindungen zwischen Hoffnung und Selbstaufgabe. Schauspiel und Privates greifen ineinander, als die Erzählenden beginnen, die eigenen Erfahrungen zu Michas hinzuzufügen. Denn wie, wenn nicht durch Abgleich mit Selbstdurchlebten ließe sich nachempfinden, was im Inneren eines Fremden in einer fremdartigen Situation vorgeht? Die Narration setzt dabei auf die suchenden Gesten der SprecherInnen, die in sich hineinhorchen. Den Denkraum, den die Regisseurin Julia Groteclaes dafür öffnet, nehmen auch wir unweigerlich an, und der Kinosaal erweitert sich um unser persönliches Kopfkino. Statt Micha allein zu lassen, verknüpft sich seine Einsamkeit mit der unsrigen. Statt zu bebildern, vertraut „Hinter den Farben“ dem Publikum, die Teile zu ergänzen und die Höhle imaginativ auszuformen – sich zu Micha setzen zu wollen und mit ihm in den Wasserfall zu starren.
Text Von Sebastian Schönfeld / dokka.de

Hinweis: Dieser Film thematisiert Gefangenschaft und Suizidgedanken, ohne explizite Darstellungen.

Hinter den farben poster