Die toten Vögel sind oben
Die Bilder sind beeindruckend und erzählen von Vögeln, Schmetterlingen, Pilzen und Pflanzen aus einer längst vergangenen Zeit. Der Urgroßvater der Regisseurin Sönje Storms sollte eigentlich in die Fußstapfen einer Bauernfamilie treten, den landwirtschaftlichen Hof übernehmen und bewirtschaften. Doch er entwickelte einen komplett anderen Zugang zur Natur und zur Landschaft. Im Ersten Weltkrieg wurde er für die Luftaufklärung zum Fotografen ausgebildet und an der Westfront eingesetzt. Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg beschreitet er einen damals überaus unüblichen Lebensweg. Er verkauft Land. Mit dem Geld erwirbt er eine Fotoausrüstung und durchstreift in Hut und Anzug die ihn umgebende Natur. Er dokumentiert, katalogisiert, sammelt und archiviert. 350 ausgestopfte Vögel, 3000 Schmetterlinge, Pilze, Käfer und unzählige Bilder, teilweise aufwendig von Hand koloriert, sammelten sich über die Jahre. Der Film umkreist dieses obsessive Erbe, nähert sich dem Urgroßvater und gibt den eindrücklichen Bildern und Objekten auf der Leinwand Größe und Raum. Der Blick zurück in die Jahre ab 1919 lässt uns aus heutiger Perspektive die Natur und Landschaft von damals erleben. Sein künstlerischer Blick auf eine Vielzahl inzwischen ausgestorbener Arten ist einzigartig und erzählt von dem menschlichen Eingriff in die Naturlandschaft und dem Verlust von Arten.
Von Nils Menrad