Die Sammler und die Sammlerin
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Die Kinemathek „Agnès Varda“ ist kein realer Ort, an dem man Filme sehen kann. Es ist ein Telegram- Kanal, der eine riesige Auswahl an illegalen Kopien von Filmen der Filmgeschichte für Abonnent*innen zum Ansehen bereitstellt. Auch wenn Agnès Varda selbst nichts mit diesem Kanal zu tun hatte, ist der Name doch passend. Denn sie war auch eine Sammlerin: von Bildern und Geschichten, und herzförmigen Kartoffeln wie in dem Film „Die Sammler und die Sammlerin“. Hier nimmt sie uns mit auf eine Forschungsreise durch Frankreich, um Menschen zu treffen, die „sich bücken, um zu sammeln. Keine Scham, nur Trauer und Verzweiflung“, wie sie es zusammenfasst. Dabei geht es nicht um das Sammeln von Kunstwerken oder Luxusuhren, sondern um das Aufsammeln der Reste unserer Konsumgesellschaft. Menschen, die zurückgelassene Lebensmittel von Feldern und Wochenmärkten aufheben. Man könnte es auch Containern nennen. Ein Symbol dafür ist die herzförmige Kartoffel, die sie auf einem abgeernteten Feld findet und filmt. Weil sie „deformiert“ ist, wird diese Kartoffel aussortiert. Sie ist nicht marktfähig, obwohl sie von bester Qualität ist. Auch dieser Film von Agnès Varda besticht durch seine Einfachheit, Leichtigkeit und ihren Humor. Wir sind sofort dabei, beim Schlendern, Suchen, Denken und Fühlen. Voller Vorfreude und Neugier lädt sie uns ein, genau hinzuschauen. Einfühlsam, ohne zu urteilen, bringt uns Agnès Varda Menschen nahe, mit denen wir sonst nicht in Kontakt kämen, und übt gleichermaßen Kritik an unserer Gesellschaft. (Text von Christian Haardt)

