• 50 Jahre Kinemathek Karlsruhe e.V.

Die Büchse der Pandora

Georg Wilhelm Pabst , Deutschland 1929 | 132 Min. | Musik: Richard Siedhoff (Klavier) und Mykyta Sierov (Oboe)

Termine

30.1. Donnerstag 19:00
Josef Jünger zeigt uns

Jede Inhaltsangabe – des Dramas wie des Films übrigens – kann das Dilemma nicht lösen, dass sie selbstverständlich eine Handlung skizzieren will, die Anfang und Ende hätte, wo es doch angebrachter wäre, von Stationen und Figuren zu sprechen. Zum Beispiel: die ausgehaltene Geliebte (Lulu) und der Mann aus besten Kreisen (Dr. Schön, Verleger, Theaterbesitzer); dessen biedere Verlobte, eine unerwünschte Konkurrentin aus Sicht der Geliebten, die im Theater des künftigen Ehemannes auftreten soll. Lulus Weigerung, vor der Verlobten auf der Bühne zu erscheinen, führt zur ersten Katastrophe.

Weiter: Die schöne Frau und der Muskelprotz (Rodrigo Quast). Der schon erwachsene Sohn des Verlegers aus erster Ehe (Alwa) und die Geliebte des Vaters – das kann nicht gut gehen. Weiter: die Frau ohne Vergangenheit (immer: Lulu) bekommt Besuch von – ihrem ersten Verführer/Vater oder Ziehvater/Kinderschänder??? Es bleibt offen. Schigolch/Lustmolch ist eine der rätselhaftesten Figuren des Films.

Der Kreis weitet sich: die lesbische Gräfin Geschwitz begehrt Lulu, liebt diese vielleicht sogar, die selbst keinerlei Gefühl investiert. Die bald sexuell hörige Geschwitz lässt sich von Lulu beliebig ausbeuten. Schließlich: die Straßendirne mit dem großen Herzen, die es mit einem feschen Freier vielleicht sogar umsonst machen will, und der Lustmörder im Nebel Londons.
Die Beschreibung des Films/Dramas nach Konstellationen und Stationen zeigt die innere Nähe dieses Stoffes zu jenem Drama, das ebenfalls um die Jahrhundertwende Liebe, Eros, Sexualität thematisierte: Schnitzlers “Reigen”. (Text: Josef Jünger)

Die Büchse Der Pandora Filmplakat 1 526x800
Die Buechse Der Pandora